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Therapeutische Hilfe bei Transplantationsproblemen


Die Fortschritte der modernen Medizin bei der Transplantation von Organen zur Überwindung von schweren Erkrankungen sind ein Vorteil für alle Menschen, die früher ihr Leben lang behindert waren oder gar verstorben wären.

Trotzdem ist eine beabsichtigte Organtrantransplantation mit einer entsprechenden Indikation für den Patienten vor der Transplantation, während und danach eine große emotionale Herausforderung mit Gefühlen von großer Hoffnung, aber auch Ängsten und Zweifel.

Insbesondere vor einer Transplantation ist unklar, ob es für mich ein Organ gibt, ab wann ich mit der OP dran bin, ob das Organ noch zur rechten Zeit kommt und ob ich das Organ behalten kann und wie die OP verlaufen wird. Das sind ernstzunehmende existentielle Ängste.

Nach einer Transplantation, ob das jetzt eine kleine Hornhauttransplantation oder gleich ein Herz oder eine Lunge ist, weiß keiner, ob die OP erfolgreich war, ob ich das Herz immunologisch akzeptiere und wie lange es „bei mir bleibt“.

In den allermeisten Fällen sind diese Sorgen überflüssig, weil es meist gut geht und die Patienten mit dem neuen Organ viel länger und viel besser leben, als sie sich das vorgestellt haben.

Nach vielen Transplantationen kommt es aber zu einer Veränderung der inneren Gefühlswelten. Es werden Dinge neu und anders bewertet. Manche sehen Teile der Welt mit anderen Augen und erleben Umstände oder Dinge anders als früher. Das ist weiter nicht schlimm, weil wir ja sowieso unser ganzes Leben lang unsere Identität verändern müssen. Mit einem neuen Partner/Partnerin oder einer langen Zeit in einer Firma, an einem Arbeitsplatz oder in einem anderen Land oder einer anderen Stadt ändert sich unser Blick auf die Welt und Teile unserer Identität sowieso ununterbrochen und das ist auch gut so. Das Leben starr, wie versteinert und innerlich unverändert verbringen zu wollen bringt uns nicht weiter und verhindert jede Entwicklung. Trotzdem ist Veränderung oftmals ein schwieriger oder schmerzhafter Prozess.

 Veränderungen unserer Sicht von der Welt oder Änderungen unserer authentischen Reaktionen geht es nicht darum das zu verhindern, sondern um eine seelische Integration von Neuem und noch Unbekanntem und darum, etwas Kreatives für unser Leben daraus zu machen.

Bei den Ungewissheiten vor einer Transplantation, bei dem Prozess der Integration von seelisch und körperlich Neuem, bei den Folgen von eventuellen Traumata, Teile des eigenen Körpers verloren zu haben, der Trauer darum und einer hoffnungsvollen Bereitschaft die zunächst fremden Teile willkommen zu heißen, können wir als Psychotherapeuten hilfreich sein.